Letztes Jahr Teneriffa, da wollte ich natürlich dieses Jahr eine andere Kanareninsel ausprobieren ... Auf Gran Canaria war ich zuletzt 1992 und das nicht zum Radfahren ... wie immer geht es natürlich am Anfang erstmal darum, den richtigen Standort zu finden, um das Bikeabenteuer zu maximieren. Diesmal habe ich mich für den Süden entschieden, also Maspalomas, auch wenn ich wußte, dass es dort sehr karg ist von der Vegetation. Dafür viel Sonne und die meisten Rennradfahrer scheinen tatsächlich den Süden zu bevorzugen !
Die Wohnung wieder über Airbnb gemietet, in der Nähe vom (Sand)Strand, was sich als sehr vorteilhaft herausgestellt hat. 50m und man kann mal schnell ins kühle (19Grad) Nass. Und es ist ein schöner Sandstrand, wo man im Wasser auch was sehen kann. Nicht wie auf Teneriffa im Norden, wo es nicht so angehem war (zu schwimmen).
Leider hat die Reise direkt mit einer Panne begonnen, mein Bike ist nämlich nicht angekommen :-( ich hatte also nur mein Handgepäck. Musste mir dann erstmal behelfen, aber nach 3 Tagen hatte ich auch mein Rad und die ersten Touren konnten starten.
Wie immer auf den Kanaren gibt es hier keine Wege ohne ordentlich Höhenmeter, aber das wollte ich ja so ;-)
Zunächst mal vorsichtig rangetastet mit 60km und 1000 Höhenmeter wurde es bald auch mehr, vor allem am Wochenende. Der Süden ist allerdings sehr karg, kein Vergleich mit dem üppigen Grün in Teneriffas Norden. Aber wenn man mal in den Bergen und auf 800m war, dann wurde es auch schon wieder interessanter ;-)
Schön ist dass man immer in kurz / kurz rauskann, man muss gar nicht auf den Wetterbericht schauen. Fast immer zwischen 20 und 25 Grad. Nur der Wind ist echt nervig bzw anstrengend wenn man ihn von vorne hat. Da pfeift es einem dann auch schon mal mit 45km/h um die Ohren und bei 260W fährt man gerade 23km/h (dafür auf dem Rückweg mit 160W 53km/h).
Am ersten Wochenende durfte ich (inoffiziell) am Epic Gran Canaria teilnehmen. Das sind 2 Radrennen, Sa / So und es geht natürlich um Bergzeitfahren ... das Teilnehmerfeld war schon geschlossen, aber man konnte die Strecke trotzdem befahren. So war ich irgendwann mitten unter den Größen des Radsports (Ok ein Teil zumindest) und konnte mich bei 25 Grad (in der Sonne sicher mehr) den teilweise 14% Steigungen mit dem Rest des Feldes hinaufquälen. Auf jeden Fall habe ich dann von der Verpflegungsstation profitiert und den Wasserreichern am Wegesrand :-)
Am nächsten Tag wiederholte sich das Spiel auf einer kürzeren Strecke, ich bin dann aber weiter hoch, um auf den höchsten Punkt der Insel zu gelangen, den Pico de las Nieves (Den Schneegipfel - der aber keinen Schnee hatte), knapp 2000m hoch. Ich muss aber sagen, dass der Teide auf Teneriffa schon wesentlich beeindruckender ist, allein schon ob seiner Höhe (3700m).
Die größte Tour bisher war ein Radmarathon rund um die Insel, 212km und 4400 Höhenmeter. Um die Tour überhaupt machen zu können, musste ich illegalerweise ein Stück Autobahn fahren, da ein Teilstück gesperrt war. Ist aber alles gut gegangen :-)
Dafür durfte ich dann den Schönen Hafen von Mogan genießen, wirklich ein schönes Kleinod ! Zudem konnte ich im Hafen kostenfrei mein Wasser auffüllen und dann ging es weiter Richtung Westseite der Insel.
Darauf habe ich mich schon gefreut, da sie etwas grüner ist und man von dort auf Teneriffa (und den Teide) blicken kann. Das war an dem Tag leider nicht so prickelnd mit dem Blick, dafür gab es aber ein tolles Küstenpanorama ! Dafür hat der Wind mal wieder kräftig aus Nord/Ost geblasen, aber das kann man bei der Landschaft gut verkraften.
Weiter ging es in den Norden der Insel, der ja schön grün ist (wie auf allen Kanaren), allerdings ist es zum (Rad)fahren nicht so doll. Vielleicht lag es auch an Komoot auf jeden Fall war ich einmal auf der Autobahn (ausversehen) dann 5km durch rauhe Hinterlandwege, die von den (Bananan)bauern benutzt werden, um dann wieder in die Berge zu fahren. Jetzt muss man wissen, dass bei der Entstehung von Gran Canaria durch die Lava ein "rauhes" Profil entstanden ist. Das führt dazu, wenn man "quer" fährt, dass man viele Aufs und Abs meistern muss und teilweise sehr steile (20-25%). Dazu ist der Asphalt teilweise recht rau.
Auf jeden Fall hat es mich bei km 133 in einer schnellen Linkskurve hingeschmissen (wohl etwas Schotter auf dem rauen Asphalt, den ich nicht registriert hatte). Ich war ziemlich lädiert, viele Schürfwunden, der Schalt/Bremshebel links hatte auch einiges abbegkommen, aber ich konnte nach dem ersten Schock weiterfahren. Dann kam aber auch noch eine Steigung (von besagten 20-25%) und die wollte ich partout fahren. Meine Kräfte waren allerdings auch nicht mehr bei 100% (nach 3000 Höhenmetern auch nicht so verwunderlich) und beim Versuch wieder in die Pedale zu kommen bin ich einfach umgekippt :-( Das hat dem Hebel - und meinen Schuhen - den Rest gegeben, auf jeden Fall war beides kaputt.
So durfte ich die letzen 75km und 1400 Höhenmeter mit nur einer Bremse (hinten) und der Schaltung hinten absolvieren (und meinem lädierten Körper). Es kamen noch 3 von diesen Hammersteigungen, die bin ich dann aber gelaufen !
Die Krönung war aber dann ein Weg, den Komoot als Rennradweg ausgewiesen hat - der war aber nichtmal mit einem MTB zu fahren...
Ich stand also vor der Entscheidung: wieder zurück (aber da ging es steil und auch schon unwegsam zu) oder weiter in der Hoffnung, dass es bald besser wird. Schließlich soll das ja ein Rennradweg sein ! Naja, ich habe mein Rad ca. 1,5km getragen und geschoben. Und mit Rennradschuhen (und den sogenannten Cleets darunter) läßt es ich auf groben Steinen auch nicht wirklich gut laufen. Irgendwann wurde aus Steinen Schotter und aus Schotter Sand und so konnte ich mich zumindest wieder auf das Rad schwingen.
Mittlerweile war ich auf der Ostseite der Insel angekommen, dummerweise fing es dann auch noch an zu regnen, nicht viel aber soviel, dass man auf der nassen Straße aufpassen musste (und ich wollte mich auf jeden Fall nicht nochmal hinlegen).
Zum Glück hatte ich nun den Wind von hinten und es ging etwas einfacher. Allerdings auch wieder nervig, da ich ja keine hohen Gänge mehr fahren konnte. Die Kraft ließ auch langsam nach. Ich hatte zwar genug getrunken aber 1L Cola und 2 Milchbrötchen mit Nutella und 1 Riegel sind jetzt auch nicht zu viel an Kohlenhydratzufuhr bei 212km und 4400 Höhenmetern ... Nach 9:25 war ich endlich wieder zurück. Ich habe mir erstmal ein fettes Eis gegönnt und dann meine Wunden versorgt ...
Mir ist dann auch irgendwann bewusst geworden, dass ich so eine Tour im Juni 6x hintereinander fahren muss. Ich habe mich nämlich bei den Alpi 4000 angemeldet. Das sind alle Hochalpenpässe des Giro d'Italia am Stück, was in Summe 1500km und 23500 Höhenmeter macht ... Naja ist ja noch was Zeit bis dahin :-O
Das hört sich sicher etwas krank an, aber ich will auch nicht die schönen Momente missen. Die Erhabenheit der Natur (auf der Westseite gab es eine Gesteinsformation mit fast blauem Gestein, der so durch den Lavaausbruch bei Tejeda entstanden ist), die sehr schöne Westküste mit seinen tollen Küsten und dem türkisfarbenem Meer. Die schönen Felsformationen und das Licht - Schattenspiel durch Sonne und Wolken ....
Heute habe ich notgedrungen einen Wandertag eingelegt, was mir aber auch schöne Eindrücke gebracht hat. So viele Kakteen ! Sicher alles etwas trocken aber auch schön, vor allem wenn man den Blick aufs Meer dabei hat !
Mein Rad ist wieder fertig, ging sogar günstiger als ich dachte, da wohl jemand vor 1 Woche einen Unfall in einer Rechtskurve hatte und damit der linke Schalt/Bremshebel frei war ... manchmal müssen sich die Dinge auch fügen ;-)
Und das Meer und die Palmen tragen natürlich zur guten Stimmung (und zur schnellen Genesung) bei :-)
Am Samstag endlich wieder eine lange Tour gemacht und viele (geplante) Höhenmeter. Allerdings war das Wetter dann oben in den Bergen doch eine Überraschung. So was kommt vor zu dieser Jahreszeit auf Gran Canaria, aber ich hätte gerne darauf verzichtet ! Da Ziel war Cruz de Tejeda, was auf ca. 1500m liegt, aber ab 1200m fing es schon an ungemütlich zu werden. Die Wolken zogen sich zu und die Straße war schon nass (und dementsprechend die Schuhe auch bald. Dann kam es aber auch noch von oben und als ich zwischenzeitlich bei 1700m war, waren es tatsächlich 2 Grad und Regen - brrr. Die Regenjacke war schnell durch und hat nicht mehr so richtig viel Schutz gegeben. Aber es gab auch keine andere Möglichkeit, als weiterzufahren. Und ich wußte ja dass im Süden und weiter unten wieder das gute Wetter wartet. Also durchhalten !
So bin ich dann auch durch das bekannte Dorf Tejeda gekommen, es ist eins der schönsten Dörfer in Spanien (zumindest so gekürt). Aber ich war tatsächlich nicht in der Lage, ein Foto zu machen, zu nass und zu kalt ... das will bei mir schon was heißen !
Aber ab 900m wurde es dann auch wieder trocken und es klarte auf. Das ist so ein schönes Gefühl, wenn man wieder "auftaut" sowohl was die Temperaturen angeht als auch den Ausblick, endlich wieder schöne Bilder.
Die Abfahrt war dann auch eine der schönsten die ich hier gemacht habe, über die GC-605 über Mogan nach Puerto de Mogan. Das bedeutete zwar auch, dass ich wieder 1,5 km Autobahn fahren musste, aber das habe ich in Kauf genommen.
Unten waren es dann wieder schöne 23 Grad und der Blick aufs Meer war nach soviel nasskalt wieder schön, auch wenn mal wieder der berüchtigte Wind mit Böen bis 45 km/h etwas Kraft gezehrt hat.
Am Sonntag stand der Wechsel der Unterkunft an, es geht eine Woche in die Berge auf die Fincal la Isa (auf 1300m). Das Ziel war, mich einer Gruppe von Radfahrern anzuschließen, die für die Woche in Cruz de Tejeda sind. Mal sehen ob das morgen klappt und die mich mitfahren lassen. Es ist nämlich eine komplett organisierte Reise, die entsprechend teuer ist (1900€ im EZ) und da wollen die mich low budget Touristen wohl nicht mitfahren lassen.
Der Plan war, ein Auto zu mieten, aber es gab keine mehr und so sollte es mit dem Bus gehen. Allerdings dachte ich mit großem Radkoffer 2x umsteigen und dann noch am Ende 300m über einen holprigen Weg zur Finca... dann besser nur mit dem Rad. So habe ich alles nötige für die Woche in 2 Rucksäcke und die "Arschrakete" (Satteltasche) gestopft und den Koffer meiner Vermieterin mitgegeben, die zufällig in Las Palmas wohnt, meine 3. Station. Da werde ich ihn in einer Woche wieder in Empfang nehmen, bevor es dann 3 Tage später zu Flughafen geht.
Also mit dem Bus in die Berge, das war wohl die abenteuerlichste Fahrt die ich bisher mit einem Bus gemacht habe. Über 40km Serpetinen über schmale Straßen mit Gegenverkehr ... die Busfahrerin war aber echt gut und der Ausblick auf die schöne Landschaft war toll !
In Tejeda angekommen, durfte ich schon mal feststellen, dass mein Rad die Tour auch gut überstanden hat (im Gepäckabteil). Davon wurde eigentlich abgeraten, aber ich habe es gut mit einem Gurt gesichert. Die letzten 5km und 270 Höhenmeter bin ich dann mit Sack und Pack mit dem Rad gefahren, gefühlte 25kg Gepäck auf dem Rücken ...
Jetzt bin ich also hier, alles sehr einfach gehalten, wie in einer Jugendherberge aber eben im spanischen Stil. Ich bin in einem 4 Bett Zimmer, aber zum Glück (noch) alleine ...
Am Dienstag war ich wieder alleine unterwegs- und meine Beine waren total schlecht! Auch wenn es wieder 90km und 2750hm waren, war es nicht so einfach wie sonst.
Das kommt davon wenn man seine Speicher nicht ordentlich und richtig auffüllt !
Witzigerweise war eine Teilnehmerin der Radgruppe auch noch in Las Palmas so dass wir uns zu 2 Fahrten am Mo und Di verabredet haben.