Race around the Netherlands (RATN) - 04/2024

Das Jahr 2024 sollte eigentlich etwas ruhiger werden und ich hatte kein konkretes Event vorgehabt. Irgendwie waren die Erfahrungen letztes Jahr (speziell bei PBP) nicht so motivierend, dass ich das nächste "Ding" angehen wollte. Stattdessen wollte ich kleinere Sachen fahren (RTF - Rad Touristik Fahrten) oder kleine Events wie 3LG (Dreiländergiro).

 

Dann kam im November 23 ein Freund eine Arbeitskollegen auf mich zu, der selber E-Biker ist aber seine Fahrten so toll dokumentiert, dass er mittlerweile über 3000 Follower auf Komoot hat. Er hat für 2024 eine Alpenüberquerung mit dem E-Bike geplant und dabei geschaut, was es da in der Region sonst noch an Veranstaltungen gibt. So stieß er auf das RATA (Race across the Alps) - dem laut Veranstalter härtesten Eintagesrennen der Welt - mit 525km und 14.500 Höhenmetern. Ihn interessierte dabei nur die Strecke, die er mit seinem Kumpel dann in 5 Tagen (statt einem) fahren wollte. Dann dachte er aber, dass es ja ein interessantes Projekt wäre, einen Athleten zu begleiten und zu dokumentieren, der an dem Rennen teilnimmt. Und so kam ich ins Spiel ...

 

Ich war sofort angefixt als ich mir angeschaut habe worum es geht, auch wenn es super herausfordernd ist. 
Ich fahre halt unheimlich gerne in den Alpen und hier sollte es direkt über 13 Alpenpässe gehen ! 
Außerdem wurde ich noch nie bei einem meiner Events aufgenommen und Carsten macht wirklich schöne Videobearbeitungen von seinen Touren.
Also habe ich mich dort angemeldet und bin nun einer von ca 45 Verrückten die das im Sommer angehen.
Das hieß aber auch, dass ich in Form kommen musste denn nach PBP letztes Jahr Ende August ist nicht mehr so viel passiert (Radtechnisch) und mein übliches Thema mit dem Sommer und dem Wintergewicht wird mit dem Alter auch nicht besser 😕
Ich musste also auf Radkilometer kommen und Pfunde abstrampeln und so kam das RATN - das Race Around The Netherlands ins Spiel.

https://www.adventurebikeracing.com/ratn/

 

Das RATN ist tatsächlich ein Rennen mit sehr strikten Regeln und es geht einmal komplett Rund um die Niederlande mit 1950km und ca 6500 Höhenmetern.
Das sollte mein „Abnehmevent“ werden und ich wollte es ruhig angehen und nicht auf Zeit fahren. Daher hatte ich auch zwischenzeitlich den Plan mit einer Radfreundin in der „Paar Kategorie“ zu fahren um nicht mit dem „Messer zwischen den Zähnen“ zu fahren (was ich gerne mache wenn ich alleine unterwegs bin)
Aber nun starte ich am Samstag den 27.4.24 doch Solo und natürlich habe ich einen Plan gemacht wie schnell ich ca unterwegs sein will, wie oft Pausen, Essen und Schlafen anstehen…
Naja mal sehen wie es unterwegs läuft denn das kann man nie so genau vorhersagen (was ja auch den Reiz ausmacht).
Da ich mich beim RATA vorwiegend (möglichst ausschließlich) flüssig ernähren will, muss ich das natürlich auch mal trainieren, also schauen ob und wie lange der Körper damit klar kommt.
Man weiß ca wieviel man bei so einer Tour zb pro Stunde verbrennt und kann dann ableiten wieviele Kohlenhydrate man zuführen muss (auf die kommt es an denn die Muskeln brauchen ja neue Energie)
Mit Riegeln und Gels habe ich es nicht so und daher ist in Wasser gelöstes Maltodextrin meine Wahl. Mit etwas Salz angereichert kommt man bei richtiger Dosierung da schon ganz gut voran.
Allerdings muss man das Pulver ja auch mitführen. Das bleibt mir beim RATA erspart da ich da quasi ein Support Fahrzeug habe, aber beim RATN, muss man alles komplett selber organisieren.
Daher habe ich nun 3kg (!) Malto an Bord…

Insgesamt starten ca 260 Solofahrer*innen, und ca 15 Teams. Man hat Zeit bis zum 5.5. und los geht es am 27.4. um 8:00.
Ab da werde ich hier wieder regelmäßig ein Update geben, wo ich bin, wie es mir geht und was ich so erlebt habe.

Hier ist ein Link unter dem man verfolgen kann wo ich gerade bin (schon mal ein riesen Vorteil- ich kann nicht mehr verloren gehen 🙂) - Startnummer 63:

https://ratn2024.legendstracking.com/

 

Es gibt auch einen (neuen) Plan, aber wie realistisch der ist wird sich zeigen ... das Wetter wird zum Glück wärmer so dass man auch draussen schlafen kann, aber der Wind wird wohl vor allem an der Küste kräftig wehen - und so wie es aussieht aus der falschen Richtung :-(

 

Der Drahtesel ist auf jeden Fall fertig gerüstet - mit 3kg Malto an Bord, da ich mal ausprobieren will, wie lange ich damit zurecht komme...

Die ganzen Reflektoren sind übrigens Pflicht (wahrscheinlich muss ich morgen nach dem Bike Check noch mehr anbringen) ! Überhaupt gibt es sehr strenge Regeln und wenn man sich nicht dran hält und erwischt wird, gibt es entweder eine Zeitstrafe oder man fliegt aus der Wertung. So darf man keine Hilfe annehmen, weder Essen, Trinken, Übernachtung, ... 

Da ich zumindest in der ersten Nacht durchfahren will, habe ich extra mein Laufrad mit Dynamo genommen, damit ich da Stromtechnisch auf der sicheren Seite bin. Insgesamt komme ich so (bei 8kg Radgewicht) auf ca. 19,5kg inkl 1,5L gefüllte Flaschen. 


Habs befürchtet 😕 Mitte der Strecke - 34-54 km/h Gegenwind …

Auf dem Weg zum Start…
Schon mal ein Vorgeschmack auf das, was uns morgen erwartet: leicht regnerisch und 7°.
So den aufwendigsten Bike Check meines Lebens auch überstanden auch wenn nicht ganz ohne Mängel aber war alles lösbar 🙂 
Schon eine Menge Mitfahrer kennengelernt und heute Abend werden wir in der Sammelunterkunft sehen ob wir ausreichend Schlaf bekommen 😯
Jetzt erstmal eine Pommes Frikandel 🙂
Morgen ist hier Königdag da werden alle Geschäfte zu haben aber ich hab ja mein Malto am Rad - mal sehen wie weit ich damit komme …

Tag 1

27.4.24 die Nacht war erwartet etwas unruhig aber ich denke ich habe genug geschlafen. 
Jetzt schon am Start 🙂

Direkt zum Start schon wieder die ersten beiden Aufreger: zuerst war der Track auf meinem Navisystem nicht mehr vorhanden, weil ich schon so viele andere Strecken geladen hatte, das musste ich erst mal neu synchronisieren und alle die Garmin kennen wissen was d.h. Und beim Start direkt einmal verschaltet, so dass die Schaltung komplett Gehackt hat und ich nach 500 m schon gestanden habe. Damit ist der Pulk ohne mich weitergefahren und ich musste erst mal mein Hinterrad ausbauen und wieder einbauen, nachdem die Schaltung gerichtet war.

Jetzt sind aber 15 km gefahren, das Wetter ist noch gut, es ist trocken und 9° aber das soll sich gleich ändern, leider. Mal sehen… 
Unübersehbar heute ist König Tag. Früher war das der 30. April, der Königinnentag, jetzt ist es der 27. April.
40 km, so wird das wahrscheinlich über weite Strecken aussehen, lach und weit zu sehen. Momentan steht der Wind günstig und geht es gut voran.

Gerade wurden schon die ersten Radfahrer von der Polizei angehalten. Hier gilt striktes Gebot auf dem Radweg zu fahren, und die sind wohl ein kurzes Stück über die Straße gefahren, ich weiß nicht, wie teuer das ist, möchte es aber auch nicht ausprobieren… 
Gestern habe ich interessanterweise Jonathan wieder getroffen, der ist 2021 auch in Schweden gefahren und hat die Tour mit 104 Stunden gewonnen. Auf 2100 km. Für diese Tour hat er sich auch unter 100 Stunden vorgenommen. Eigentlich ähnlich wie mein Plan ist.
Knapp 100 km gefahren, 11:25 Uhr, jetzt geht es durch die hooge veluwe 
Jetzt geht es durch den schönsten Teil. Auf dem Hinweg, denke ich. Jetzt sind wir in der Hofe velluwe. Gerade vorhin war das noch nicht der Park. Wir mussten sogar Eintritt bezahlen, um durchfahren zu können. Jetzt bin ich bei Kilometer 146 und wir haben 13:24 Uhr
195 km und endlich geht es Richtung Norden mit dem Wind im Rücken! So kann es erst mal weitergehen. Ansonsten ist meine Strategie mit dem Maltodextrin nicht 100-prozentig aber mal sehen wie lange ich durchhalte damit. Jetzt insgesamt 7 Stunden auf dem Rad
17:00 Uhr mittlerweile bei Kilometer 245. Habe zum Glück unterwegs ab jetzt Leute getroffen und sich ein bisschen zu unterhalten. Ansonsten ist es schon etwas langatmig aber das Wetter ist top 18° trocken. So soll es sein
Gerade den zweiten stop gemacht bei Kilometer 270. Eigentlich muss ich ja nur Wasser auffüllen aber auch das kann manchmal dauern, wenn dann eine lange Schlange an der Kasse ist. War aber nicht so schlimm. Musste mir eh etwas Zeit lassen, weil das mit dem Pulver auch immer etwas Sauerei istnaja nicht optimal. Aber jetzt geht es wieder weiter. 
Vorhin sind wir noch in Enschede vorbeigekommen aber alle Supermärkte hatten schon zu wegen des Königs und einzige Tankstelle, die ich gesehen habe, hatte kein Wasser. Andere aber der Mann sowohl navigieren kann als auch interessante Punkte markieren kann. Zum Beispiel Wasserstelle. Wahrscheinlich ist das Visum verkehrt. Aber ich habe am Ende auch einen Kaffee gefunden, wo ich alles bekommen habegenau Again 
19:00 Uhr und es ist schon fast ausgestorben auf den Straßen und kaum ein Mensch unterwegs. Jetzt sehe ich doch ganz viele Menschen. Alle sind auf dem zentralen Platz feiern.
Es ist 19:15 Uhr, jetzt sind 300 km geschafft, 10,5 Stunden im Sattel, 11 Stunden 15 unterwegs
Holterberg
21:00 es wird dunkel
Gleich ist es 10:15 Uhr, 370 km gefahren. Eigentlich ist es ganz schön jetzt zu fahren. Die Nacht ist mild zum Glück trocken. Natürlich geht es jetzt langsamer vorwärts aber die Sicht ist ja auch etwas eingeschränkt. Mal sehen wie weit ich komme.
Zweiter Tag: mittlerweile haben wir den 28. April, jetzt ist es 2:20 Uhr, ich musste mich dann doch mal hinlegen, weil ich einfach den Kopf nicht mehr heben konnte. Anscheinend doch zu wenig lange Strecken im Vorfeld gefahren, um den Nacken so zu trainieren. Habe mir eine Parkbank gesucht, Luftmatratze und Schlafsack ausgepackt und circa 1 Stunde geschlafen. 
3:00 am 28.4. das war es wohl dieses Mal wirklich für mich. Ich kann nicht weiterfahren, da sich die Kassette samt Freilauf von der Achse gelöst hat, nachdem ich noch mal das Problem mit der eingeklemmten Kette hatte. Wie zu Anfang des Rennens habe ich das Rad wieder ausgebaut, aber leider hat es diesmal nicht funktioniert. Ich bin hier in Emmen und der lokale Fahrradladen macht erst am Dienstag wieder auf so lange will ich nicht warten. So sind es dann nur 415km geworden 😕

Jetzt sitze ich am Bahnhof und warte auf den Zug. 

Epilog: ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell wieder zuhause bin, aber manchmal kommt es anders ... 

bis Zeile 3 von meinem Plan war ich im Soll ... aber dann... mittlerweile weiß ich, dass ich wahrscheinlich eine (oder 2) Federn vom Freilauf beim Ausbau des Rades verloren habe und damit ein gängiger Freilauf nicht mehr möglich war. Vielleicht hätte man das am Montag fixen können, aber der einzige Radladen in der Nähe hat ja erst am Dienstag auf ...

Aber auch in der ersten Nacht habe ich den Nacken schon extrem gespürt und daher hatte ich mich ja auch etwas hingelegt (die Beine waren noch ok). Aber ich konnte mir auch nicht so richtig vorstellen, wie das am nächsten Tag mit fast nur Gegenwind funktionieren soll. Ist das schon das Alter, was die (Nacken)muskeln schwächeln lässt, oder einfach zu wenig lange Strecken ?

Trotzdem gab es auch schöne Momente für die man sowas ja auch macht, teilweise sehr schöne Strecken (Kompliment an die Organisatoren !) und sehr nette Leute kennengelernt :-)

Mein Ziel, durch das Event noch ein paar Pfunde abzunehmen, habe ich so nicht erreicht, ganz davon abgesehen, dass es das erste Event ist, dass ich abbrechen musste - aber irgendwann ist immer das erste mal.

 

Jetzt gilt es sich auf RATA 2024 zu konzentrieren - dann gibt es einen neuen BLog und hier schon mal der Hinweis auf die Seite vom Projekt 

https://www.ebiking4fun.de/race-across-the-alps---ultracyclist-vs-ebiker

So sieht der Übeltäter aus der mir in der Nacht verloren gegangen ist…
So sieht der Übeltäter aus der mir in der Nacht verloren gegangen ist…
Im Nachhinein hätte ich in Mehrhoog ein anderes Hinterrad einbauen können (von einem Freund) und dann am wieder zurück nach Emmen fahren können mit dem Zug . Und dann weiterfahren 😕 Wäre wahrscheinlich um 16:00 wieder auf der Strecke gewesen und hätte „nur“ 13h verloren… aber hinterher ist man immer schlauer…